theaterVOGELWEIDE


Ein sommerheißes Stück im sommerheißen Dachboden

Ein leichtes Stück für ein kompliziertes Thema

Ein provozierendes Stück für ein aufmerksames Publikum.

Ein wildes Stück für achtsame Schauspieler

Ein Stück mit einer strengen Form für einen wilden Inhalt

Ein bedenkenswertes Stück für nachdenkende Menschen

Manfred und Albert sind Mountainbiker, gusituierte Wolstandsmenschen, materiell abgesichert und fest verankert in Beruf, Familie, sozialem Umfeld. Manfred, Gynäkologe, führt mit seiner Frau Anna und Tochter Lina ein gesittetes Familienleben inklusive gepfegtem Garten. Sein Freund Albert, Chef einer Werbeagentur, hat ständig wechselnde Freundinnen und will, seit er Franziska kennen gelernt hat, endlich einmal Verantwortung übernehmen. Ihren Alltagssorgen begegnen die beiden nach Feierabend regelmäßig mit waghalsigen Mountainbiketouren. Grund zur Sorge gibt es allerdings. Denn Manfreds Frau Anna benimmt sich in letzter Zeit seltsam, sie widersetzt sich zunehmend allen bürgerlichen Vorstellungen von Moral und verstört mit ihrem Verhalten Familie, Freunde und Nachbarn...

Besetzung
Anna Johanna Male
Franziska Sigrid Mallinger
Lina Bettina Grünwald
Manfred Hans Salzinger
Albert Erik Hohensinner
Thomas Fabian Sperl

Bühne Clemens Zimmerberger
Franz Strasser
Ernst Schoisswohl
Licht/Ton Günter Mallinger
Clemens Bittmann
Medienarbeit Sabine Zöpfl
Plakat Peter Knasmüller
Sepp Huber
Fotos Wolfgang Vallant
Klaus Pfaffenberger
Regieassistent Gerti Schrittwieser
Regie Franz Strasser

„Ich kümmere mich um die Dinge“ – der Satz fällt oft in diesem Stück, mahnend, verteidigend, vorwurfsvoll. Manfred definiert damit seine Rolle als Familienmensch und Praktiker in Sachen Terrassenbeschattung, Garten-, Gesellschafts- und Zweitbeziehungspflege. Alles an seinem Platz, versteht sich.

Verantwortung will auch Albert übernehmen, die passt gut in die Ausstattung seines neuen midlife- styles. Die frisch gewonnene Kleinfamilie mutet zwar ein wenig bizarr an, aber nach einem anfänglichen Fluchtversuch kommt er zurück und will DA sein. – Ohne irgendetwas zu verstehen, wie Lina meint, eine der beiden Jungen, die in diesem Stück zukunftsweisend sind, ihre Jugend einziger Ausweg aus der Verfahrenheit der Eltern.

Verantworten muss sich auch Anna: sie sucht die Ekstase um aus den statischen Verhältnissen auszubrechen, benützt dafür Thomas und muss schließlich erkennen, dass sie damit den beiden Kindern etwas verbaut hat. Das Ende des Stückes lässt offen, ob sie die Verbindung zu ihnen verliert.

Es ist berührend, wie ungerührt und fast kühl die kurzen Sätze in diesem durchwegs dialogischen Stück dahinplätschern und dabei die großen Gewichte unserer modernen Beziehungswelt hin- und herschupfen. Eine gute Portion grotesker Witz erleichtert das Spielen und Zuschauen, entlädt die Anspannung, die sich mehr und mehr aufbaut. Denn eines wird immer deutlicher: die Schlingen des Gewirrs aus Selbstbetrug, Lüge, Eskapade ziehen sich immer enger. Die Anspielung auf die griechische Mythologie verdeutlicht die bewusste architektonische Planung dieses Stückes.

Das ist schon ein Weg, den wir mit diesem Text zurückgelegt haben: vom anfänglichen Kiefeln an der vermeintlich floskelhaften Bedeutungslosigkeit zum Anliegen unbedingter Wortwahlen. Vom Hintereinander der Szenen zum Entdecken unentrinnbarer Querverbindungen. Von der unangenehmen Berührung der anstößigen Momente hin zur Unmöglichkeit, es anders zu machen.

Will man sich mit diesen sechs Personen identifizieren? Angenehm ist es nicht. Die Angabe des Autors zur Zeit, in der das Stück spielen soll , ist: „unbedingt heute“. Wir kommen nicht aus, nachzufragen, was in unser heute hineinspielt aus dem Drama dieser Menschen – unbedingt.

Johanna Male

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